Donnerstag, 27. Januar 2011

Nuttingham: tell mum, I love her

Gastbericht von Bakan:

Der erste Besuch bei Susi in Nottingham stand an. Neben Pubs, Pubs & Robin Hood werden einem gleich zwei Rasensportvereine geboten. Ich habe mich für Nottingham Forest entschieden: 2te Liga (zusammen mit Milwall), 6ter in der Tabelle und four in a row gewonnen. Watt willse mehr?
Die 26-Pfund-Karten konnten direkt am Stadion abgeholt werden – perfekt. Bereits rund um den Tempel verzogen sich die Leute in Pubs um sich einzustimmen. Ähnlich taten wir es, nachdem die Tickets gesichert waren. So ganz nüchtern geht’s ja dann doch nicht, und im Stadion wird es wohl nichts geben – aber dazu später mehr!
45 Minuten vor Anpfiff ging es ins Stadion, wo direkt die erste Überraschung auf uns wartete: Keine Kontrollen. Lediglich ein Drehgitter „sicherte“ den Zugang für Unbefugte. Körperkontrollen gab es nicht. Es ging weiter in einen engen, betonierten Gang, der irgendwie an einen Knast erinnert hat und mit Sicherheit keine der 134435432 UEFA Vorschriften erfüllt. Egal! Kurzerhand den Platz in Reihe 3 eingenommen, ins weite Rund geschaut. Leere. Immerhin hatte ich mich auf rund 20.000 Leute gefreut. Nur das Maskottchen war schon anwesend. Welch Wunder, es war ein Robin Hood.
Nach und nach füllte sich das Stadion. Beim Einlaufen der Mannschaften schmetterten die Lautsprecher und alle Fans das Vereinslied. So hatte ich mir das vorgestellt – Gänsehaut. Die Ernüchterung holte mich aber bereits wenige Minuten nach dem Anpfiff ein: In bester Sitcom-Manier hallten Uuuh’s und Ahhh’s durch den Kessel. Einzig die Standardsituationen wurden frenetisch gefeiert. Bei Ecken sang wirklich jeder „Come on you Reds“.
Dann war Halbzeit. Nun begab auch ich mich noch mal in die Katakomben um mir einen Überblick zu verschaffen. Und siehe da: Pils! Also gleich mal zwei Pints geordert und währenddessen einen Blick auf die Karte geworfen: Brandy, Whiskey, Vodka. Nun wurde mir klar, warum alle um mich herum „Kaffee“ tranken. In meinem jugendlichen Leichtsinn entging ich nur knapp einer 800 Pfund Strafe da ich versuchte, meine Errungenschaft in den Innenraum zu schmuggeln. Schließlich ging es weiter. Einzig der Ordner fand das nicht so lustig, er hielt mich zurück. Nach einem kurzen Scharmützel habe ich ihm erklärt, dass es in Deutschland durchaus üblich wäre, Bier zu trinken. Immer und überall (wir wollen ja Vorurteile nicht entkräften). Nun kam, was kommen musste. Das 1:0 durch Nottingham Forest kurz nach Wiederanpfiff. Ich nehme es vorweg: Es blieb das einzige Tor und ich habe es nicht gesehen.
Nachdem das Bier inhaliert war begaben wir uns wieder zum Platz. Dort blieb ja nun ausreichend Zeit für andere Dinge, wie die Anzeigetafel. Schließlich wusste ich noch nicht mal, wer getroffen hatte (Chambers war’s). Dort liefen aber seit 50 Minuten Glückwünsche, es war kein Ergebnis und kein Torschütze auszumachen. Unser Sitznachbar formulierte es treffend: „I can tell my mum that I love her, but I don’t know the score!”
Mehr passiert im Spiel nicht, dann war auch schon Abpfiff. Das Stadion leerte sich genauso schnell, wie es sich gefüllt hatte. Die Mannschaft wurde nur kurz beklatscht.
Eine sicher sehr interessante Erfahrung, die einem verdeutlicht, wie grandios man es doch zuhause hat. Emotionen und Bier (im Innenraum) gehören einfach zum Fußball.

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