Samstag, 28. August 2010

We survived Baku an Baku survived us

Junge Junge, wie fängt man denn so’n Bericht an? Die Eindrücke, die ich bei diesem Europapokal-Abenteuer gesammelt habe lassen sich nur schwer „plastisch“ in geschriebene Worte fassen. Eine völlig neue Welt tat sich mit dem Betreten des „Wartesaals“ im Bakuischen Airport auf. Und das sage ich als selbsternannter Weltenbummler… Ich picke für diesen Bericht einfach mal ein paar Highlights raus.

Pick 1: die stoische Ruhe bei der Visumsvergabe! Nach einem recht ereignislosen Flug (das oft zitierte totale Chaos sparte sich das Wetter für den Rückflug auf) betrat man wohlgelaunt am frühen Donnerstagmoren den Wartesaal des schönsten Flughafens der United States of Azerbaijan. Jenes Wartezimmer begrüßte uns nicht mit der neusten Brigitte-Ausgabe, oder der Apotheken-Rundschau, sondern mit einem fabelhaften Marmorboden. Sah edel aus, aber in Anbetracht der Tatsache, dass wir nun dort 4 Stunden verweilen mussten wäre mir ein ausladener Flokati lieber gewesen. Das Prozedere der Visa-Vergabe zog sich also wie erwartet ewig, und wie Murphy das so vorsieht, war mein Reisepass der viertletzte der 180-Mann-Reisegruppe, der abgestempelt wurde! Traumstart!

Pick 2: Hitze! Ist dieses Land auch als „Entwicklungsland“ zu bewerten, so ist es uns im Punkto „Sommer“ eindeutig voraus! Es war mollig, ca. 34 Grad, und der Lorenz brannte auch ganz schön so dass die Sonnenbrille mein unkuttiges Outfit komplettieren musste. Bei diesen Temperaturen fiel allen der Marsch vom Präsidentenpalast entlang des Kaspischen Ölteppichs Meeres bis hin zur Altstadt, wo man dem Helden von Berlin zu Füßen des Jungfrauenturms ohne Jungfrauen über den Weg lief, schwer. Somit wurde meinerseits nach kurzem Aufsaugen dieses Weltkulturerbes der Brunnenplatz mitsamt seiner Restaurants, Supermärkte und Schattenplätze augesucht, wo man wunderbar die flanierenden bakubanischen Schönheiten begutachten konnte, aber auch mit einigen netten, weniger hübschen Einheimischen ins Gespräch kam. Auffällig war während dieses mehrstündigen SitIns zum einen die schlechten Englisch-, aber die passablen Deutschkenntnisse vieler Asserbaidschaner, aber auch die penible Sauberkeit in der City. Beschmutzte Bodenplatten wurden von allgegenwärtigen Reinigungskräften wie wild geschrubbt, und so manche Pöbelei vernahm der Raucher, der seine Kippe aus Reflex zu Boden fallen ließ (wie hat Gerdi das eigentlich ohne Bußgeld überstanden?).

Pick 3: Hygiene! Die Toilette im Stadion war mit Verlaub das Schlimmste was ich je gesehen und gerochen habe (inklusive Brunni’s Donnerbalken). Bereits vor der Klotür erwischte mich ein Geruch, der mich mehrmals würgen ließ. Erwähnenswert im positiven Sinne war die Versorgungslage im Stadion: ist es in einem „normalen“ Stadion bei einem UEFA-Spiel quasi unmöglich an einen Schluck Alkohol oder eine Glasflasche zu kommen, so konnte man in der Bakuarena hinter der Tribüne etwas für die Jugendsporthilfe Asserbaidschan tun indem man kleinen Knaben keine Keckse, aber Flaschenbier und andere Köstlichkeiten aus Bauchläden abkaufen konnte. Wurden die Jungs allerdings von den zahlreichen Cops dabei erspäht, so wurden diese brutalst aus dem Stadion oder Leben geknüppelt. ACAB und so…

Pick 4: Wasserschlacht! Die Stimmung in unserem Block war wirklich grandios. Und sie war so anders als bei anderen grandiosen Auswärtsauftritten in der Bundesliga, denn man konnte allen Fans anmerken, dass dies eine Spassssss-Tour war. Ein bisschen vergleichbar mit München am letzten Spieltag wenn es um nix mehr geht (nur halt wärmer…). Als Getränke gelangten massenweise kleine joghurtbecherähnliche H2O-Drinks in den Block, die einen verschwenderischen, aber durchaus nett anzusehenden Umgang dieser wertvollen Ressource zur Folge hatten. Auch als ein Spielball den Weg in den Stimmungsblock fand, wurde dieser pritschenderweise von Fan zu Fan gereicht; ein Schauspiel, das den Cops höchste Belustigung (einige filmten es sogar mit ihren Handys), und den Balljungen die Zornesröte ins Gesicht brachte.

Pick 5: Transporte! Autofahren in Baku ist ein bisschen wie Sauna im FKK-Club: aufregend, heiß, eng, voll und jede Menge Hupen. Verkehrszeichen und Ampeln sind eher eine Empfehlung, aber der gemeine Busfahrer ist halt eher gegen das Establishment. Richtig so, fuck the system! Bezeichnend für diese Mentalität war die Tatsache, dass wir im Bus rauchen durften, und folgende lustige Szene: ein Mitfahrer, der auf dem Fußboden nebendem Busfahrer saß, gab diesem seinen Zigarettenstummel damit diese ihn durch das Fenster hinaus befördern sollte. Der Busfahrer (nennen wir ihn mal Otto) nahm den Stummel engegen um ihn fallen zu lassen und auszutreten. Hätte ich das mal vorher gewusst, dann wäre ich vor der Busfahrt nicht noch pinkeln gegangen sondern hätte einfach laufen lassen. Beachtlich, dass unser Pilot auf dem Rückflug die ruppige Fortbewegungweise übernahm. Jedesmal wenn ich während des Rückflugs aufwchte, dachte ich, wir stürzen ab. Taten wir letztendlich auch, und zwar mit einem schönen Schneddereteng auf die Landebahn des Köln-Bonner Airports. Überlebt!

Fazit: erste Runde im (Europa-) Pokal war schon immer asozial… aber auch unvergesslich!

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