Freitag, 5. August 2011

Jeder Schuss ein Russ'

So, bevor die ganzen Flitzpiepen heut Abend wieder den Stillstand im KORD-Blog bemängeln, nur um von ihrem eigenen geistigen, körperlichen, gesellschaftlichen und finanziellen Stillstand abzulenken, hau auch ich hier mal ein paar Zeilen ins www. Passiert ist ja genug in der Sommerpause, allein der Leder-Bezug fehlte (leider).

Über die diversen Auswüchse exstatischer Freude und unkontrolliertem Alkoholkonsums nach der Meisterfeier im Mai brauche (und kann) ich wohl nicht mehr schwadronieren. Erlebtes dieser Dimension lässt sich ohnehin nicht vernünftig in Worte fassen, aber am treffendsten beschreibt der Begriff „…boah…“ wohl die Thematik. Sollte der BVB, und das ist gewiss nicht mein Anspruch an die Truppe, es tatsächlich schaffen den Titel zu verteidigen, so wird es feiertechnisch nicht an das Geschehene herankommen. So wie Hangover 2 ja auch ein akkurater Film, aber halt ein „Abklatsch“ des Vorherigen ist. Aber ich lasse mich da gern eines Besseren belehren…


„Die Russen kommen“ plärrt der Volksmund gelegentlich, aber in meinen 30 Jahren in der FRG kam er irgendwie noch nie. Und daher nutzte eine elitäre BetriebsKORDgemeinschaft die Sommerpause um dem berüchtigten Russen mal zu fragen wo er denn bleibt. Da dieses Unterfangen so spektakulär und selbstgeißlerisch wie möglich ausfallen sollte, entschied man sich gegen die Tupolev und für die TöffTöff. Von Dortmund ging es per ICE für Brunni und mich über Hannover, wo wir Dorian und Bakan einsammelten, die am Vorabend noch eine Hochzeit trocken gelegt hatten, und sich daher auch in bestechender Form befanden, nach Berlin. Dort bestiegen wir unseren ersten Zug aus alten Sowjet-Beständen, der uns in sportlichen 20 Stunden nach Minsk bringen sollte, und dies, ich nehme es vorweg, auch tat. Highlight der ersten Etappe war sicherlich, neben dem Zusammentreffen mit Tatanka in Frankfurt a. d. Oder (er sprach… ja, weiß ich auch nicht, aber abgesehen von „Berlin, Nazis…“ und seinem Hitlergruß verstanden wir ihn nicht), der Grenzübergang in Brest, den wir mitten in der Nacht passierten. Als bewaffnete Beamte das Abteil stürmten, befanden wir uns grad beim heiligen St. Pennematz, der uns ob des vorherigen Würfel-Duells noch fest in seinen Klauen hielt. Unsere Pässe wurden eingesammelt, und Stunden später in einem bizzaren Prozedere zurückgegeben (ein Beamter schreit deinen Namen, Du meldest dich, er vergleicht Bild im Pass mit deinem verschlafenen Gesicht, er nickt und du erhälst Deinen Pass zurück). Irgendwas musste mit dem Bild (oder Gesicht) von Tatanka nicht gestimmt haben, denn er wurde verhaftet. Oder lag es doch am Hitlergruß?! Egal, in Minsk angekommen wurden die 5 Stunden Aufenthalt gekonnt verbummelt. Dies gelang mit der Bestandsaufnahme der lokalen Toilettenszene (unterirdisch), dem Auffüllen der Biervorräte durch handliche 1,5-Liter-PET-Flaschen (später sollten uns noch 3-Liter-Galoschen vor die Leber laufen), dem Beschauen der weiblichen Minsk-Gemeinde (wesentlich ansehnlicher als die Toilettenszene!) und dem Entschlüsseln der kyrillischen Anzeigetafel, denn wir wollten ja unseren Anschlusszug nicht verpassen, und Minsk bietet zwar jede Menge hübsche, aber keinerlei englischsprachige Menschen. Aber mit Hilfe des Wörterbuchs gelang es auch diese Hürde zu meistern.



Beim Entern unseres Zuges stürzte Dorian so unglücklich, dass er die nächsten 3 Tage nur noch schneckenartig durch den Zug streifte. Aber sonst lief eigentlich alles rund, und die nun fast viertägige Fahrt nach Novosibirsk verlief höchst amüsant und problemfrei. Als Highlights seien hier folgende Punkte erwähnt: Dorian’s Geburtstagsfeier irgendwo zwischen Perm und Tjumen, das Aufeinandertreffen mit 5 jugendlichen Russen, die voll wie 7 ausgewachsene Russen und, nach eigenem Bekunden, Teil der „sowjetischen Hitlerjugend“ waren, Brunni’s Talent so gut wie jede Tütensuppe umzukippen und die Trinkgelage mit unseren Abteilnachbarn.




Novosibirsk kann getrost als Gelsenkirchen Sibiriens bewertet werden, nur wärmer. Kehr, da fährst Du nach Sibirien und landest in einem 34-Grad warmen Kessel, der dreckig ist und einfach nix Schönes zu bieten hat. Nach 3 Nächten dann doch per Tupolev nach Moskau, wo sich Wetter und Ästhetik erheblich besserten, und wir ein paar großartige Tage verbrachten. Auch hierzu kurz die Highlights: unser Künstler-Hotel direkt am Roten Platz, der Verlust von Dorian nach der ersten Party-Nacht (in einer 12-Millionen-Einwohner-Stadt kann man ruhig mal nachts allein die Randgebiete erkunden), der Ausflug mit dem Metrostationen-Fetischisten Alex (russischer Polizist, hatten wir im Zug kennengelernt), die Coca-Cola am Roten Platz (grotesk) und mit partywütigen Russen in Moskau zu Nena’s „99 Luftballons“ zu tanzen. Insgesamt einfach viel zu viele Eindrücke um sie hier auszukramen. Aber mein Appell an alle Spießbürger da draußen, die sich diesen Sommer mal wieder mit der Fragestellung beschäftigen, ob sie nun Club-Urlaub auf Malle, Bulgarien oder der Türkei machen (um dann doch nach St.-Peter-Ording zu fahren): macht sowas auch mal! Man sammelt so viele Erfahrungen und Eindrücke … und günstig saufen kann man auch.
Ach ja, die KORD-Party 2011 bot auch mal wieder allen üblichen Verdächtigen eine Bühne für die jährliche komplette Entmenschlichung, und viele ließen standesgemäß die Rampen-Sau raushängen. Gelungener Abend. Gefehlt haben eigentlich nur Oben-Ohne-Bedienungen…



Und die neue Saison? Sicher freue ich mich auf das was kommt, auf Europa, auf Shinji, Kevin, Mario, auf Klopp’s nächste legendäre Pressekonferenz… Aber was uns Borussen auch blühen wird sind zahlreiche „BVB fand ich schon immer geil“-Fans. Noch mehr Anjas & Tanjas werden vor uns in der Bierschlange stehen, sich dann wütend erneut anstellen weil sie einen „Stadiondeckel“ brauchen, dann enttäuscht feststellen, dass es keinen Dosenprosecco und auch keinen Wodka-Redbull gibt, und dann noch frustrierter realisieren, dass man auch Heimspiele verlieren kann, und es dabei im November erstaunlicherweise kühl zugeht. Fällt nach 15 Minuten noch immer kein Tor wird gepfiffen, und die Mannschaft wird sich vermutlich wundern, dass im Mai noch jeder sie vergötterte, aber nun die Messlatte des Anspruchsdenkens ganz woanders liegt. Aber so ist das eben… Lieber BVB, wenn Du in ein paar Jahren wieder bei Arminia Bielefeld ran musst, dann werde ich da sein. Aber vorher zeigen wir Europa nochmal wer die besten Fans im Land hat. Ach ja, liebe Fanabteilung: sollten wir in der Gruppenphase bei Rubin Kazan ran müssen, so helfe ich gerne bei der Aufplanung des Sonderzuges.

Bis heute Abend, Ihr Flitzpiepen! Ich freu mich auf Euch!

„Die Zeit bis zum Anpfiff verbringen wir ohnehin damit, endlich wieder im Stadion zu sein. Endlich wieder Borussia. Endlich wieder Fußball! Endlich wieder Gesänge, die für einen Abend die Welt bedeuten. Auf geht's Dortmund, kämpfen und siegen!“ (Steph, schwatzgelb.de)

Montag, 2. Mai 2011

Arschlecken, rasieren - und dem Meister gratulieren

Bambule, Randale - Dortmund hat die Schale! Und alle so: "Yeeeeah!"

Was am Samstag im Stadion und parallel in meiner Gefühlswelt los war, ich kann es unmöglich in Worte fassen. Brauch ich auch nicht, denn Jeder, der den BVB auch nur annähernd so liebt wie ich, der hat sein ganz eigenes Gefühlschaos erlebt, das es nun aufzuarbeiten gilt. Dann schafft man es vielleicht in ein paar Wochen mal Unbeteiligten das ganze Ausmaß der Wonne näher zu bringen!

Bis dahin bleibt festzuhalten: DANKE an Mannschaft, Verein, Fans und den FC Kölle ... Danke! Danke! Danke!

Dienstag, 19. April 2011

Reim ich mir da was zusammen?

Gestern Abend, bei meiner kleinen täglichen Dosis Trash-TV, hatte ich ein Déjà-vu. Es lief ein kurzer Bericht über den allseits bekannten und geliebten Schlager-Sänger Matthias Reim. Der sieht mittlerweile, wie es sich für einen in die Jahre gekommenen Rock’n-Roller gehört, ganz schön verbraucht aus. In dem Bericht wurde die Frage gestellt, was Reim, der jetzt wieder auf Tournee geht, in den letzten Jahren gemacht hat. Die offizielle Antwort auf die Frage ist: er malochte wie eine Hafendirne um der Schuldenfalle zu entkommen. Und da machte es „ching“ bei mir!

Als was malocht so ein Taugenix wohl? Richtig, er macht ne Kneipe auf, das kann schliesslich jeder (sogar TU). Und wenn er wie eine „Hafendirne“ malocht, dann tut er das mit Sicherheit in Hamburg, dort wo es von Dirnen und Häfen nur so wimmelt.

Worauf will ich hinaus? Ganz einfach: Matthias Reim ist Auge! Auge? Klingelt’s? Ich helfe Euch! Im November 2008 besuchten Brunni und ich die Hansestadt, was in diesem lesenswerten Bericht dokumentiert ist. Und dort entmenschlichten wir uns ja in „Auge’s Bierstube“. Und wie man nun ganz eindeutig sieht, war der Wirt der leibhaftige Reim. Beweise? Seht selbst:


Matthias Reim:





"Auge":



Passenderweise gibt es „Auge’s Bierstube“ auch nicht mehr – wie denn auch, Herr Reim füllt ja nun wieder die Konzertsääle der Republik.

Rückwirkend darf man also folgendes Resümee ziehen: Brunni und ich haben Matthias Reim aus der Krise gesoffen! Und diese Erkenntnis halte ich für weitaus bedeutender als die anstehende Meisterschaft des BVBs. Ob dieses Verdienstes erwarte ich, dass zu meinem Geburtstag auch ein Flash-Mob organisiert wird.

Dienstag, 12. April 2011

Reihenhäuser in Rheinhausen statt Mob-Foto am Todestunnel

Der Lionel Messi der Blogger-Szene haut direkt zu Beginn mal wieder so eine keckige Sahne-Überschrift raus, dass die Schwarte kracht und die Kuh’n Ei legt (zack bumm). Was folgt ist das sich alle 75 Tage wiederholende Szenario: die Blogger-Brut zuckt zusammen, erstarrt in Ehrfurcht und orientiert sich für die nächsten Monate stilistisch und thematisch an der literarischen Haut-Couture aus Schüren.


Ihr merkt schon, ich komme gar nicht drumrum meine längere Abstinenz von der schreibenden Zunft wenigstens am Rande zu thematisieren, aber eigentlich bedarf es hierzu keinerlei Erläuterungen. Was soll man wöchentlich über monotone, weil von zweistelligen Kantersiegen des kommenden deutschen Schon-wieder-Meisters geprägten, Auswärtsfahrten nach Lautern oder Hoffenheim berichten. So wie auf einmal JEDER auch nur leicht fußballaffine, vereinslose Depp sich einen schwarzgelben Schal auf die Hutablage legt, um auch mal beim Sinnlos-Smalltalk im Büro süffisant grinsen und fachmännisch Zweifler mit einem „Ach, das wird schon… WIR spielen einfach konstant den schönsten Ball der Liga, und ohnehin ist Manuel Götze das größte Talent seit Marco Reich!“ abwiegeln zu können, so schreibt ja in der vermeintlichen Meistersaison jeder, der sich einen Blog-Account einrichten kann, regelmäßig Stimmungsberichte gepaart mit wackeligen YouTube-Videos und „was ne geile Fahrt“-Messages. Schöne Scheiße die der Klopp da losgetreten hat – gegen den modernen Erfolgsfußball!


Antizyklisch zur BVB-Hysterie hier also ein Bericht über meine ganz persönliche, einfach nicht enden wollende Erfolgsstory! Als semi-frisch gebackener Sieger des Weihnachtsbichtelns (Ihr erinnert Euch) war es Zeit die Ernte meines Triumphes einzufahren (quasi das oft zitierte „bestellte Feld“ abzuernten). Die bichige Helmut-Kohl-Taktik des Aussitzens untergrub ich mit einer Terminanfrage beim Gastspiel in Hoffenheim, und schon hatte ich die Burschen verhaftet. Nachdem im Vorfeld eine viel versprechende Agenda die Runde machte ging es also in elitärer Gesellschaft mit dem RE in Richtung des Geheimtip-Kneipenviertels Duisburg Rheinhausen. Der Geheimhaltungsgrad des Viertels ist allerdings nur knapp unter dem der Area 51 – selbst die Kneipenbesitzer wissen noch nichts davon, und ließen die Schotten dicht. Somit irrten wir erstmal, mit zahlreichen Wegbieren ausgestattet und von modernen Telefonen geleitet, durch die Spießer-Idylle Rheinhausens.




Erst als wir schon resignierend einen Bus bestiegen um zum erlösenden Hauptbahnhof zu gelangen, passierten wir tatsächlich so etwas wie eine „Kneipenmeile“, woraufhin wir den Bus hurtig verließen, Platz im Wirtshaus nahmen und die Würfelbecher kreisen ließen. Getreu dem Motto „wer Glück im Spiel hat, hat Geld für die Liebe“ blieb mein Deckel jungfräulich und ich verließ den Ort des Geschehens als (nach wie vor) reicher Mann. Am Duisburger Hauptbahnhof traf man, neben allerlei MSV- und TSV-Gesocks auf den koreanischen Austausch-Studenten HenSe, der ja beim Fotowettbewerb mit einem Schnappschuss von Niedersachsens glücklosesten Schaffner nebst eines fetten Knaben immerhin den zweiten Platz erreichte. Gemeinsam ging’s also in die Heimat von Opa Luscheskowski, und nach einem erneuten Kneipenaufenthalt und dem schärfsten Döner der Welt ging es per Raucher-Bus (!) zur Hafenstraße. Der rassige 5.-Liga-Kracher gegen Germania Windeck wusste bei günstigem Bier und feinstem Fußballwetter durchaus zu gefallen. Auch war es schön mal wieder das Georg-Melches-Stadion zu besuchen. Leider verpasste RWE durch ein 1:1 den vorzeitigen Aufstieg, aber das wird ja bald nachgeholt.


Mein kläglicher Versuch, nach dem Spiel den Sittich zu machen, wurde von den Bichs nur belächelt, und so fand ich mich kurze Zeit später im Rullich wieder, wo meine Essener Freunde wie Pop-Stars empfangen wurden. Ich frage mich ernsthaft wie man mit so einem abstoßenden Blog so eine Popularität erreichen kann? Und ich frage mich noch mehr warum der Pik-Bube in Schüren noch keine KORD-Lounge errichtet hat! Egal… gezeichnet vom Bierkonsum der letzten 9 Stunden konnte ich den Gesprächen am Tisch nur noch bruchstückhaft folgen (war wohl eh nur sinnfreier Stuß), und so beschloß ich, das Kartenspiel am Nachbartisch zu verfolgen und zu kommentieren. Obwohl ich keine Ahnung von Skat habe, brachten mit meine gelallten Phrasen („was is Trumph?“ „schööönes Blatt“) die Gunst von Opa Manni ein-. Dennoch strich ich zeitnah die Segel, ließ mich zum Bahnhof kutschieren und betrat meinen RE gen Heimat. Neben mir saß noch ein aufgetakeltes, durchaus attraktives Disko-Luder, das während der ganzen Fahrt bitterlich weinte. Kurzzeitig erwägte ich sie anzusprechen, aber sie hätte wohl auf ein gelalltes „was’n Trumph?“ weniger begeistert reagiert als es Opa Manni vorher tat.


Abschließend lässt sich ein genialer Ausflug ins Tagebuch schreiben, und ich möchte mich ganz herzlich bei den Bichs samt Umfeld für eine Kulturreise der besonderen Art bedanken! Möge der heilige St. Pennematz immer über Euch wachen!

Donnerstag, 27. Januar 2011

Nuttingham: tell mum, I love her

Gastbericht von Bakan:

Der erste Besuch bei Susi in Nottingham stand an. Neben Pubs, Pubs & Robin Hood werden einem gleich zwei Rasensportvereine geboten. Ich habe mich für Nottingham Forest entschieden: 2te Liga (zusammen mit Milwall), 6ter in der Tabelle und four in a row gewonnen. Watt willse mehr?
Die 26-Pfund-Karten konnten direkt am Stadion abgeholt werden – perfekt. Bereits rund um den Tempel verzogen sich die Leute in Pubs um sich einzustimmen. Ähnlich taten wir es, nachdem die Tickets gesichert waren. So ganz nüchtern geht’s ja dann doch nicht, und im Stadion wird es wohl nichts geben – aber dazu später mehr!
45 Minuten vor Anpfiff ging es ins Stadion, wo direkt die erste Überraschung auf uns wartete: Keine Kontrollen. Lediglich ein Drehgitter „sicherte“ den Zugang für Unbefugte. Körperkontrollen gab es nicht. Es ging weiter in einen engen, betonierten Gang, der irgendwie an einen Knast erinnert hat und mit Sicherheit keine der 134435432 UEFA Vorschriften erfüllt. Egal! Kurzerhand den Platz in Reihe 3 eingenommen, ins weite Rund geschaut. Leere. Immerhin hatte ich mich auf rund 20.000 Leute gefreut. Nur das Maskottchen war schon anwesend. Welch Wunder, es war ein Robin Hood.
Nach und nach füllte sich das Stadion. Beim Einlaufen der Mannschaften schmetterten die Lautsprecher und alle Fans das Vereinslied. So hatte ich mir das vorgestellt – Gänsehaut. Die Ernüchterung holte mich aber bereits wenige Minuten nach dem Anpfiff ein: In bester Sitcom-Manier hallten Uuuh’s und Ahhh’s durch den Kessel. Einzig die Standardsituationen wurden frenetisch gefeiert. Bei Ecken sang wirklich jeder „Come on you Reds“.
Dann war Halbzeit. Nun begab auch ich mich noch mal in die Katakomben um mir einen Überblick zu verschaffen. Und siehe da: Pils! Also gleich mal zwei Pints geordert und währenddessen einen Blick auf die Karte geworfen: Brandy, Whiskey, Vodka. Nun wurde mir klar, warum alle um mich herum „Kaffee“ tranken. In meinem jugendlichen Leichtsinn entging ich nur knapp einer 800 Pfund Strafe da ich versuchte, meine Errungenschaft in den Innenraum zu schmuggeln. Schließlich ging es weiter. Einzig der Ordner fand das nicht so lustig, er hielt mich zurück. Nach einem kurzen Scharmützel habe ich ihm erklärt, dass es in Deutschland durchaus üblich wäre, Bier zu trinken. Immer und überall (wir wollen ja Vorurteile nicht entkräften). Nun kam, was kommen musste. Das 1:0 durch Nottingham Forest kurz nach Wiederanpfiff. Ich nehme es vorweg: Es blieb das einzige Tor und ich habe es nicht gesehen.
Nachdem das Bier inhaliert war begaben wir uns wieder zum Platz. Dort blieb ja nun ausreichend Zeit für andere Dinge, wie die Anzeigetafel. Schließlich wusste ich noch nicht mal, wer getroffen hatte (Chambers war’s). Dort liefen aber seit 50 Minuten Glückwünsche, es war kein Ergebnis und kein Torschütze auszumachen. Unser Sitznachbar formulierte es treffend: „I can tell my mum that I love her, but I don’t know the score!”
Mehr passiert im Spiel nicht, dann war auch schon Abpfiff. Das Stadion leerte sich genauso schnell, wie es sich gefüllt hatte. Die Mannschaft wurde nur kurz beklatscht.
Eine sicher sehr interessante Erfahrung, die einem verdeutlicht, wie grandios man es doch zuhause hat. Emotionen und Bier (im Innenraum) gehören einfach zum Fußball.

Dienstag, 18. Januar 2011

„Wenn der Schnee geschmolzen ist, siehst du wie der Meister kickt“

Ja, Sportsfreunde, watt soll ich sagen watt nicht schon gesagt wurde – während die blau-weißen Dröppsken ma wieder’n Ströphchen weinen weil sie’n Dachschaden haben (jetzt auch offiziell), lobt uns der Rest Fußball-Deutschlands über den schwarzgelben Klee. Und die Einzigen, die datt ignorieren sind unsere Helden höchstpersönlich. Die konzentrieren sich lieber darauf nach Hannover, Mainz, den Bayern, Freiburg und dem Hamburger SV nun auch den 6. direkten Verfolger abzuledern. Und das in einer formidablen Effizienz, da schlackern dir die Öhrchen. Mit der Konzentration ist das ja eh so ne Sache. Ich beispielsweise kann mich ja eher schlecht, und dann auch nur kurz konzentrieren. So maximal 5-6 Minuten. Watt soll’s… reicht ja meistens. Wenn der BVB sich also mal 6 Minuten konzentriert, dann schenkt er mal eben Deutschland’s wahrer Nummer Eins (dem Adler, nicht der Mannschaft) 3 Buden ein und entscheidet so das Spiel - Hut ab, Helm drauf – Zinnsoldat! Und wie ich diesem Einschenken beiwohnte, davon handelt der folgende Bericht:

Freitagnachmittag = Dienstschluss! Ich gab also gut gelaunt, wie jeden Freitag, mein Gehirn beim Pförtner ab und tauschte es gegen eine zweite Leber ein, was sich im Laufe des Tages als ein richtig gutes Tauschgeschäft herausstellen sollte, denn ich erwischte ein Prachtexemplar. Wer auch immer mein Gehirn mitnahm, weil er auf die trügerische Beschreibung „kaum gebraucht“ reinfiel, er wird sich geärgert haben… Egal! Ab nach Hause, in den leichten Casual-Bieranzug geschlüpft und dann in die City, wo ich mich mit Tobi BierMichel (jaaa, er lebt noch… vielleicht), und der restlichen Auto-Crew um Örne und Mühle traf. Nach einer kurzweiligen Fahrt über die A1 und das völlig verwaiste Kreuz-Leverkusen fanden wir 2 abseits gelegen Parkplätze unter einem Florian-Silbereisen-Plakat. Behüteter hätten die Wagen wohl nur unter einem Kruzifix (oder einem Großkreutz) gestanden. Elegant schlängelten wir uns durch das stadionnahe Wohngebiet, durch die Sicherheitskontrollen und durch die unteren Blockregionen. Selbstverständlich wurde vorher noch der Flüssigkeitshaushalt ausgeglichen und – es sei hiermit vorweg genommen - über die kommenden 2 Stunden stabil gehalten. Vor dem Anpfiff machte mir noch der südkoreanische Enke-Stalker Hen Se seine Aufwartung und gratulierte mir zum Titel Bichtelionair 2011 – aber auch ich nehme keine Glückwünsche an bevor der Drops gelutscht ist.

Zum Spiel brauche ich der sachkundigen Leserschaft dieses Blogs nicht viel sagen. In Halbzeit 1 waren wir einfach seelig, dass der Ball endlich wieder rollte, und in der 2. Halbzeit waren wir seelig weil zehntausend BVB’ler das Haberlandstadion rockten und den 34. Sieg im 27. Spiel feierten.

Der Fußweg zurück zum Auto bot noch ein kleines Highlight, denn als wir uns durch die Polizeikette schlawänzeln wollten, sprach mich eines der Staatsorgane an. Seine Frage „Wie sind Sie angereist?“ ignorierte ich höflichst da ich vermutet, er wolle mich nach Hause geleiten, was ich hätte verneinen müssen, was ihn somit in Verlegenheit vor seinen Kollegen gebracht hätte… Mein höfliches Betragen wurde aber fehlinterpretiert, was Tobi und mir eine Standpauke und ein Durchgangsverbot bescherte. Aber nun war unser Ehrgeiz geweckt, und wir durchbrachen, nach einem Täuschungsmannöver, die Polizeikette einfach an einer anderen Stelle, während der Rest der Truppe allerdings einen anderen Weg wählte. So irrten Tobi, ich und König Alkohol durch das zuvor erwähnte Wohngebiet. Letztlich fanden wir aber doch Florian, den Parkplatzwächter.

Die Rückfahrt verschlief ich teilweise und nachdem sich die Truppe in Dortmund trennte verzog ich mich zwecks Nahrungsaufnahme und akutem Würfelbedürfnis zunächst auf die Brückstraße und anschließend in den Gänsemarkt, wo bis in die späte Nacht die Würfelbecher gegroßkreuzt wurden.

Fazit:

Der Ball, der rollt,
der Hinni trinkt,
der Tobi säuft –
Dortmund gewinnt

See you läter, Attentäter!

Mittwoch, 10. November 2010

Alles paletti, Herr Kontroletti, hier ist mein Billetti

(Über-) pünktlich zum Beginn der jecken Jeckenzeit beginne ich diesen Erlebnisbericht mit einer zotigen Überschrift, die spontan Konfetti ins Gemüt regnen lässt und selbstverständlich jederzeit in der Eisenbahn angewendet werden kann, wenn man stolz seinen Fahrschein präsentieren will (wenn man denn einen hat).
Die Losfee meinte es allright (so „la la“ wie der Franzose sagt) mit unserem Team und so trug der Name einer unserer Gruppengegner im Uwe-Eva-Cup den klangvollen Namen Paris St. Germain. Ein Besuch dieser Metropole war also Pflicht, und so fand sich mit Steini, Tobi W., dem geilen Geilen und dem geileren Hinni eine Elite-Truppe, die per Schnellzug den Weg in die Stadt der brennenden Banlieues wagte. Im Thalys angekommen, offerierte sich direkt das erste Highlight: der Präsident, seines Zeichens Sohn unheimlich reicher Eltern und der Bourgeoisie zugehörig, hatte es wohl bei der Buchung gut gemeint, und die Proleten-Ärsche mal locker-flockig in die erste Klasse verfrachtet. Was ich als völlig standesgemäß ansah, erregte bei meinen Weggefährten aus dem Arbeitermillieu Spott und Hohn. Das kostenlose salzige Frühstück samt Schoko-Croissant, das uns von der charmanten Zugbegleiterin kredenzt wurde, nahmen sie allerdings ohne Murren und Knurren an. Frei nach Marie-Antoinette: „Wenn sie kein Brot haben, warum essen sie dann nicht Kuchen?“ Und wenn sie keinen Kaffee mögen, trinken sie halt Bier, und das war dann wohl die angenehmste Art des Reisens: mit 300 km/h durch’s Feindesland pflastern und dabei kühlen Gerstensaft in der 1. Klasse schlürfen.

Am Gare du Nord angekommen wurden schnell in einem Bahnhofskiosk 20 Metro-Tickets geshoppt (les tickets pour le töfftöff), und Dank des Geilen-Navigators erreichten wir bald unser Chalet. Das Ibis am Montmartre stellte sich als gute Wahl heraus, und nach kurzem „Frischmachen“ (neues Bier aufgemacht und CL-Zusammenfassung geguckt) ging es dann zum obligatorischen Sightseeing und Poser-Fahnen-Bild knipsen, ehe wir uns auf den Weg zum Eiffelturm machten, wo bereits tausende Fans und „Fans“ ihr Unwesen trieben. Dort trafen wir, neben zahlreichen anderen bekannten Schlachtenbummlern, auch auf Meike und Danny, die die Anreise via Reisebus Nr. 75097377849 (um die genaue Anzahl der eingesetzten Busse ranken sich Legenden) von Dortmund nach Paris bewältigt hatten. Als die Dämmerung einbrach setzten wir uns geschickt vor den durchaus beeindruckenden Mob und enterten die Metro um völlig entspannt die Zielstation zu erreichen. Dort an einer Friterie noch etwas namens HotDog verzehrt (ekelig... war vermutlich wirklich Hund) und ab in Richtung Block H. Anders als die „richtigen“ Gästefans hatten wir keine Probleme mit prügelnden Gendarmen, dafür warteten ca. 20 Canaillen in einer gegenüberliegenden Bar auf uns, aber der schnelle Einsatz einiger Zivis verhinderte ein Schneddereteng.
Tja, im Stadion wurden wir dann Teil und Zeugen einer grandiosen schwarzgelben Kulisse, und wenn der Lewandowski das Dingen reingeschoben hätte, der Prinzenpark wäre beim Torjubel zerbrochen wie Gelsenkirchenener Titelträume. Schade.

Erschöpft wie Hulle kehrten wir ins Hotel zurück und amüsierten uns bei 2 Absackern über die Tatsache, dass wir zwar das Moulin Rouge und diverse Nachtbars vor der Tür haben, aber lieber im Hotelzimmer bleiben um eine Zusammenfassung des Europapokalkrachers 1. FC Magdeburg gegen AC Mailand zu schauen. Aber immerhin waren wir zu diesem Zeitpunkt auch schon seit 21 Stunden wach, weswegen wir auch bald den großartigen FC Pennematz supporteten.

Am nächsten Tag ein lausiges (weil ohne Würstchen) Frühstück verputzt, Säckle gepackt und uns ein letztes Mal in die Metro gestürzt, wo wir unsere letzten Tickets noch für einen kurzen Abstecher zum Triumphbogen nutzen wollten. Arschlecken: wir erreichten zwar die richtige Metrostation, konnten diese aber nicht verlassen da alle Ausgänge versperrt waren. Auf meine Nachfrage im perfekten Französisch, warum dies der Fall wäre, teilte mir ein freundlicher Metro-Angestellter mit, dass oben hoher Staatsbesuch zu Gast war: „le président de la république de Chine“. Ich konterte mit: „Je suis le président de KORD“ und drängte auf eine Zusammenführung, aber er ließ nicht mit sich reden. So schmollten wir uns in die Metro zum Bahnhof, tingelten noch etwas durch das indische Viertel der Stadt, und nahmen pünktlich um 13 Uhr Platz in der Arbeiterklasse des Thalys. Unterwegs gab es noch „Besuch“ vom Zoll, von einem Drogenhund und von Zivil-Polizisten, die tatsächlich eine Passkontrolle durchführten. Verrückt… Über Köln ging’s dann problemlos wieder ins schöne Dortmund wo ich mich vom Bahnhof direkt in die Münsterstraße aufmachte weil dort beim Portugiesen ein Abendessen im Kreise netter Arbeitskollegen stattfand - netter Ausklang eines grandiosen Trips!

Oder – wie man auch sagen könnte – netter Auftakt eines grandiosen langen Wochenendes! Denn bereits am nächsten Tag ging es um 16:48 Uhr mit dem ICE nach Hannover. Bakan, Brunni und ich machten es uns im Bordbistro bequem und wurden in der Landeshauptstadt von Dorian-Darius in Empfang genommen. Nach kurzem Quartierbeziehen (ich durfte bei Bakan im Gästebett, Brunni bei Dorian auf dem Fußboden nächtigen) ging es erst in die Schateke, und danach in eine Karaoke-Bar. Stets begleitet wurden wir von den Kameraden Gilde, Korn und Ouzo, Bakan sogar von Southern Comfort.

Am nächsten „Morgen“, der nur durch Dusche und Döner gerettet werden konnte, gammelten Bakan und ich auf der Suche nach unserem huubigen Kartendealer etwas planlos umher, trafen den Tob-Michel, und naschten schon wieder an der wilden Gilde. Am Stadion dann zuerst vom Bich-Clan ob meines erbärmlichen Zustands verspottet worden (immerhin erhielt ich unsere Karten), und anschl. mit den Jungs dem grandiosen 4:0-Sieg beigewohnt. Danach nur noch etwas zu Essen abgegriffen, in den Zug gehastet und gegen 21 Uhr erreichten Brunni und ich die schöne Heimatstadt.

Watt ein Wochenende… sich auf Zuggleisen festzuketten um den Castortransport zu stoppen wäre wohl streßfreier gewesen… Aber dies hielt ich zum Todestag einer großen Torwartlegende doch für etwas geschmacklos. Und ausserdem hab ich ja nix gegen Schwarz-gelb.

So, ich höre auf, die Witze werden flacher. Man sieht sich am Freitag beim Heimspiel!