Mittwoch, 10. November 2010

Alles paletti, Herr Kontroletti, hier ist mein Billetti

(Über-) pünktlich zum Beginn der jecken Jeckenzeit beginne ich diesen Erlebnisbericht mit einer zotigen Überschrift, die spontan Konfetti ins Gemüt regnen lässt und selbstverständlich jederzeit in der Eisenbahn angewendet werden kann, wenn man stolz seinen Fahrschein präsentieren will (wenn man denn einen hat).
Die Losfee meinte es allright (so „la la“ wie der Franzose sagt) mit unserem Team und so trug der Name einer unserer Gruppengegner im Uwe-Eva-Cup den klangvollen Namen Paris St. Germain. Ein Besuch dieser Metropole war also Pflicht, und so fand sich mit Steini, Tobi W., dem geilen Geilen und dem geileren Hinni eine Elite-Truppe, die per Schnellzug den Weg in die Stadt der brennenden Banlieues wagte. Im Thalys angekommen, offerierte sich direkt das erste Highlight: der Präsident, seines Zeichens Sohn unheimlich reicher Eltern und der Bourgeoisie zugehörig, hatte es wohl bei der Buchung gut gemeint, und die Proleten-Ärsche mal locker-flockig in die erste Klasse verfrachtet. Was ich als völlig standesgemäß ansah, erregte bei meinen Weggefährten aus dem Arbeitermillieu Spott und Hohn. Das kostenlose salzige Frühstück samt Schoko-Croissant, das uns von der charmanten Zugbegleiterin kredenzt wurde, nahmen sie allerdings ohne Murren und Knurren an. Frei nach Marie-Antoinette: „Wenn sie kein Brot haben, warum essen sie dann nicht Kuchen?“ Und wenn sie keinen Kaffee mögen, trinken sie halt Bier, und das war dann wohl die angenehmste Art des Reisens: mit 300 km/h durch’s Feindesland pflastern und dabei kühlen Gerstensaft in der 1. Klasse schlürfen.

Am Gare du Nord angekommen wurden schnell in einem Bahnhofskiosk 20 Metro-Tickets geshoppt (les tickets pour le töfftöff), und Dank des Geilen-Navigators erreichten wir bald unser Chalet. Das Ibis am Montmartre stellte sich als gute Wahl heraus, und nach kurzem „Frischmachen“ (neues Bier aufgemacht und CL-Zusammenfassung geguckt) ging es dann zum obligatorischen Sightseeing und Poser-Fahnen-Bild knipsen, ehe wir uns auf den Weg zum Eiffelturm machten, wo bereits tausende Fans und „Fans“ ihr Unwesen trieben. Dort trafen wir, neben zahlreichen anderen bekannten Schlachtenbummlern, auch auf Meike und Danny, die die Anreise via Reisebus Nr. 75097377849 (um die genaue Anzahl der eingesetzten Busse ranken sich Legenden) von Dortmund nach Paris bewältigt hatten. Als die Dämmerung einbrach setzten wir uns geschickt vor den durchaus beeindruckenden Mob und enterten die Metro um völlig entspannt die Zielstation zu erreichen. Dort an einer Friterie noch etwas namens HotDog verzehrt (ekelig... war vermutlich wirklich Hund) und ab in Richtung Block H. Anders als die „richtigen“ Gästefans hatten wir keine Probleme mit prügelnden Gendarmen, dafür warteten ca. 20 Canaillen in einer gegenüberliegenden Bar auf uns, aber der schnelle Einsatz einiger Zivis verhinderte ein Schneddereteng.
Tja, im Stadion wurden wir dann Teil und Zeugen einer grandiosen schwarzgelben Kulisse, und wenn der Lewandowski das Dingen reingeschoben hätte, der Prinzenpark wäre beim Torjubel zerbrochen wie Gelsenkirchenener Titelträume. Schade.

Erschöpft wie Hulle kehrten wir ins Hotel zurück und amüsierten uns bei 2 Absackern über die Tatsache, dass wir zwar das Moulin Rouge und diverse Nachtbars vor der Tür haben, aber lieber im Hotelzimmer bleiben um eine Zusammenfassung des Europapokalkrachers 1. FC Magdeburg gegen AC Mailand zu schauen. Aber immerhin waren wir zu diesem Zeitpunkt auch schon seit 21 Stunden wach, weswegen wir auch bald den großartigen FC Pennematz supporteten.

Am nächsten Tag ein lausiges (weil ohne Würstchen) Frühstück verputzt, Säckle gepackt und uns ein letztes Mal in die Metro gestürzt, wo wir unsere letzten Tickets noch für einen kurzen Abstecher zum Triumphbogen nutzen wollten. Arschlecken: wir erreichten zwar die richtige Metrostation, konnten diese aber nicht verlassen da alle Ausgänge versperrt waren. Auf meine Nachfrage im perfekten Französisch, warum dies der Fall wäre, teilte mir ein freundlicher Metro-Angestellter mit, dass oben hoher Staatsbesuch zu Gast war: „le président de la république de Chine“. Ich konterte mit: „Je suis le président de KORD“ und drängte auf eine Zusammenführung, aber er ließ nicht mit sich reden. So schmollten wir uns in die Metro zum Bahnhof, tingelten noch etwas durch das indische Viertel der Stadt, und nahmen pünktlich um 13 Uhr Platz in der Arbeiterklasse des Thalys. Unterwegs gab es noch „Besuch“ vom Zoll, von einem Drogenhund und von Zivil-Polizisten, die tatsächlich eine Passkontrolle durchführten. Verrückt… Über Köln ging’s dann problemlos wieder ins schöne Dortmund wo ich mich vom Bahnhof direkt in die Münsterstraße aufmachte weil dort beim Portugiesen ein Abendessen im Kreise netter Arbeitskollegen stattfand - netter Ausklang eines grandiosen Trips!

Oder – wie man auch sagen könnte – netter Auftakt eines grandiosen langen Wochenendes! Denn bereits am nächsten Tag ging es um 16:48 Uhr mit dem ICE nach Hannover. Bakan, Brunni und ich machten es uns im Bordbistro bequem und wurden in der Landeshauptstadt von Dorian-Darius in Empfang genommen. Nach kurzem Quartierbeziehen (ich durfte bei Bakan im Gästebett, Brunni bei Dorian auf dem Fußboden nächtigen) ging es erst in die Schateke, und danach in eine Karaoke-Bar. Stets begleitet wurden wir von den Kameraden Gilde, Korn und Ouzo, Bakan sogar von Southern Comfort.

Am nächsten „Morgen“, der nur durch Dusche und Döner gerettet werden konnte, gammelten Bakan und ich auf der Suche nach unserem huubigen Kartendealer etwas planlos umher, trafen den Tob-Michel, und naschten schon wieder an der wilden Gilde. Am Stadion dann zuerst vom Bich-Clan ob meines erbärmlichen Zustands verspottet worden (immerhin erhielt ich unsere Karten), und anschl. mit den Jungs dem grandiosen 4:0-Sieg beigewohnt. Danach nur noch etwas zu Essen abgegriffen, in den Zug gehastet und gegen 21 Uhr erreichten Brunni und ich die schöne Heimatstadt.

Watt ein Wochenende… sich auf Zuggleisen festzuketten um den Castortransport zu stoppen wäre wohl streßfreier gewesen… Aber dies hielt ich zum Todestag einer großen Torwartlegende doch für etwas geschmacklos. Und ausserdem hab ich ja nix gegen Schwarz-gelb.

So, ich höre auf, die Witze werden flacher. Man sieht sich am Freitag beim Heimspiel!

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